Sprache im Alltag besser fördern
Veröffentlicht am: 04.05.2016; HNA
Kindergärten setzen bei Sprachbildung auf präventive Förderangebote – Interesse und Spaß wichtig
Das Thema
Sprachförderung gewinnt zunehmend an Bedeutung - nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation. Die Kindergärten im Melsungen sind mit ihren Förderprogrammen aber gut aufgestellt. Wir haben einen Blick in die Fördergruppen geworfen.
MELSUNGEN. Bewegung, Musik, Verantwortung: Das sind laut Marianne Rohde vom evangelischen Kindergarten Lutherhaus in Melsungen die drei Eckpfeiler einer gelungenen Sprachbildung im Kindergarten. „Wir im Lutherhaus achten darauf, dass Sprachförderung oder besser noch Sprachbildung mit dem Alltag des Kindes verbunden ist“, sagt die Leiterin des Kindergartens. Denn was das Kind in seinem Alltag erlebe, drücke es im Idealfall auch sprachlich aus.
„Keine Bildung ohne Bindung.“
MARIANNE ROHDE
Bereits die Hirnforschung habe herausgestellt, dass Kinder am erfolgreichsten lernen, wenn sie ein Interesse an etwas entwickeln und Spaß empfinden. Deswegen orientieren sich die Sprachangebote des Kindergartens an den Bedürfnissen der Kinder: Wenn geturnt, gespielt, gemalt und die Welt erkundet wird, findet auch immer Sprachbildung statt.
„Einmal wöchentlich planen wir zum Beispiel ein gemeinsames Frühstück mit den Kindern. Dann legen wir ihnen bebilderte Kärtchen mit Lebensmitteln vor“, erzählt Rohde. Die Kinder suchen sich dann aus, was sie essen wollen und diese Lebensmittel werden gemeinsam eingekauft. Derzeit legt der Kindergarten zudem thematische Materialkisten zum Anfassen und Erleben zusammen. Damit soll die vom Förderverein für ein zukunftsfähiges Melsungen unterstützte Arbeit des Kindergartens weiter verbessert werden. Die Erzieher stehen im ständigen Dialog mit den Kindern, ermuntern sie zum Sprechen und erkennen so auch eventuelle Sprachauffälligkeiten. „Wir legen viel Wert darauf, dass unser Personal sensibel und aufmerksam ist“, sagt Rohde und fügt hinzu: „Keine Bildung ohne Bindung.“ Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen den Erziehern und den Kindern führe früher oder später zur Kommunikation. Die Erzieher begleiten dabei die sprachliche Entwicklung der Kinder. Oft macht dies einen schulvorbereitenden Vorlaufkurs nicht mehr nötig.
Ähnlich sieht es beim Kindergarten Bachfeld in Melsungen aus. Derzeit erhalten 31 Kinder auf zwei Etagen von je zwei Erziehern mehrmals in der Woche Sprachförderung nach der Kon-Lab-Methode. Je nach Förderbedarf werden spielerisch die Schwerpunkten Wort, Satz und Präpositionen thematisiert. „Unsere Sprachförderung ist bei den Kindern sehr beliebt und hat Ritualcharakter“, sagt Andrea Taylor, Leiterin des Kindergartens Bachfeld.
Ein Lied zu Beginn
Zu Beginn und zum Schluss wird ein Lied gesungen, danach folgt eine Fördereinheit, bestehend aus Bewegungsoder Buchspielen. Falle eine solche Spieleinheit aus, merken das auch die Kinder, meint Taylor. Aufgrund von Personalmangel komme dies aber immer mal wieder vor. Man wolle aber weitere Erzieher schulen und für die gezielte Sprachförderung fit machen.
Elternarbeit - „Wir erleben Vielfalt.“
Für eine erfolgreiche Sprachförderung ist auch das Elternhaus in der Pflicht. Auch die Eltern müssen einen Blick auf die Sprachentwicklung ihres Kindes haben - unabhängig von der Nationalität. Marianne Rohde vom evangelischen Kindergarten Lutherhaus stellt klar: „Sprache findet zuhause statt. Wir wollen nicht, dass Kinder mit Migrationshintergrund zum Beispiel nur noch deutsch sprechen.“ Zuhause dürfe man immer noch die Muttersprache sprechen, im Kindergarten aber dann deutsch.
Der Kindergarten setzt auf rege Elternarbeit: In einem Eltern- Café kommen die Eltern zum Austausch zusammen. Im Wechsel bereiten die Eltern einmal wöchentlich ein Frühstück für die Kinder vor. Der Kindergarten stellt dabei auch die verschiedenen Nationalität der Kinder heraus. „Wir wollen Vielfalt leben und bieten daher an, möglichst viele Kulturen kennen zu lernen“, sagt Rohde. So organisiert der Kindergarten zudem gemeinsam mit den Eltern auch verschiedene thematische Feste, zum Beispiel zum indischen Lichterfest oder zum chinesischen Neujahrfest. (mle)
von Margarete Leissa